Bogomil512

Gott lächelte. Ja, das hier war ihm im Großen und Ganzen gut gelungen. Zufrieden wollte er sich abwenden, als etwas seinen Blick fesselte. Es war nur ein Detail, ein paar Schatten, aber irgendetwas an ihnen schien anders. Gott kniff die Augen zusammen und schaute genauer hin. Himmel, waren das nicht …? "Hoffmann!", brüllte er mit durchdringender Stimme, "Hoffmann, wo bist du?"
Ein Engel erschien vor Gottes Angesicht. Keines jener strahlenden Geschöpfe, die später als Produkt überbordender religiöser Phantasien die Mythologien bevölkern sollten. Dieser hier trug einen grauen Kittel, in dessen ausgebeulten Taschen allerlei Werkzeug steckte. Tiefe Ringe unter seinen Augen ließen darauf schließen, dass die vergangene Woche hart gewesen sein musste.
"Hoffmann, was ist das?", fragte Gott und zeigte anklagend auf die Schatten. Zweibeinige Silhouetten waren es, den Affen nicht unähnlich, aber fast gänzlich ohne Fell. Hoffmann wischte sich die Stirn. "Affen", sagte er. "Es sind Affen. Aber dann auch wieder nicht."
"Sie sind nackt", stellte Gott missvergnügt fest und registrierte im selben Moment, dass er soeben wieder ein neues Wort erfunden hatte. "Ja", bestätigte Hoffmann.
Gott seufzte auf. Er wurde einen Namen für diese Spezies finden müssen, die sich da über Nacht entwickelt hatte. Interessiert verfolgte er, wie die neuen Wesen versuchten, einen Baum zu erklimmen. "Glaubst du wirklich, dass es Affen sind? Besonders geschickt scheinen sie nicht zu sein." "Nein", sagte Hoffmann. Er zögerte einen Moment bevor er fortfuhr. "Außerdem sind sie ... Nun ja, sie haben …"
"Was haben sie? Raus mit der Sprache!" Gottes Stimme duldete keine Ausflüchte. Hoffmann sah verlegen zu Boden. "Sie haben Waffen. Mit denen schlagen sie sich gegenseitig den Schädel ein. Drei hab ich schon gefunden heute früh. Es ist nicht klar, warum sie es tun." Auf diese Mitteilung folgte ein längeres Schweigen. Auch Gott fiel nichts Gescheites ein. Solch eine Spezies war nicht vorgesehen gewesen. Er räusperte sich und verstummte wieder. Schließlich brach Hoffmann das Schweigen. "Wir könnten …" setzte er vorsichtig an, "… ein etwas stärkerer Regen vielleicht, eine Art großer Flut …" Doch Gott hörte ihm schon gar nicht mehr zu. "Sieh nur", flüsterte er und zeigte auf ein Grüppchen Zweibeiner, das soeben einen Berg erklommen hatte. "Sieh nur, was sie tun!" Gebannt beobachteten Gott, der Herr, und Hoffmann, wie die neuen Wesen auf dem Berggipfel herumsprangen, in den Himmel deuteten und unter wilden Gesängen auf die Knie fielen. "Schau nur", jubelte Gott, "man könnte glauben, sie meinen uns! Äh, also mich!"
"Aber Herr", wante Hoffmann ein, "wir sollten wirklich überlegen, ob …" "Nein", unterbrach ihn Gott, und ein glückliches Lächeln umspielte seinen Mund. "Ich will sie behalten."

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Mit freundlichen Grüßen

Bogomil der 512.